Pressemitteilung: 12.688-279/20
Wien, 2021-12-15 –
Im Jahr 2020 verzeichneten laut Statistik Austria alle Bundesländer einen
massiven Rückgang des realen Bruttoregionalprodukts
(BRP) zwischen -5,7% (Kärnten) und -10,2% (Tirol) – bei einer
Schrumpfung des realen Bruttoinlandsprodukts
(BIP) um -6,7%.
"Im Jahr 2020 wurden Wirtschaft, Einkommen und
Beschäftigung in allen Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß
von der COVID-19-Pandemie getroffen. Die stärksten Rückgänge bei
Wirtschaft und Beschäftigung gab es in Tirol. Beim Bruttoregionalprodukt
je Einwohner gab es einen Wechsel an der Spitze, da Salzburg hinter
Wien zurückfiel. Besonders von der Pandemie betroffen waren 2020 die
westlichen Bundesländer mit hohem Tourismusanteil", erklärt Statistik Austria-Generaldirektor
Tobias Thomas.
Hohe Bedeutung des Tourismus führt zu massiven
Verlusten in Tirol und Salzburg
Tirol wies 2020 mit
-10,2% den stärksten realen Rückgang aller Bundesländer auf (siehe
Tabelle 1). Hauptverantwortlich war der coronabedingte Einbruch im Wirtschaftsbereich
Beherbergung und Gastronomie, der um 38,1% schrumpfte. Diese Branche
hat einen deutlich größeren Stellenwert als in den anderen Bundesländern
und erklärt mehr als die Hälfte des Rückgangs des Tiroler Bruttoregionalprodukts.
Auch in Salzburg waren Beherbergung
und Gastronomie ausschlaggebend für die Abnahme der Wirtschaftsleistung
um gesamt 7,9%; etwas abgemildert wurde das Ergebnis durch das gute
Abschneiden der Getränkeherstellung. Die wirtschaftlichen Einbußen
spiegelten sich auch am Arbeitsmarkt wider: In Tirol ging die Zahl der
Beschäftigungsverhältnisse am stärksten von allen Bundesländern
zurück (-3,2%) und in Salzburg am zweitstärksten (-2,8%). Österreichweit
nahmen die Beschäftigungsverhältnisse um 1,9% ab. Dieser relativ geringe
Rückgang lag vor allem am verbreiteten Einsatz von Kurzarbeit, was
sich anhand der weitaus drastischer gesunkenen Zahl der geleisteten
Arbeitsstunden (-8,7%) ablesen lässt.
In Niederösterreich
und der Steiermark ging das BRP um jeweils
7,1% zurück. Während in Niederösterreich der durch die Pandemie weitgehend
zum Erliegen gekommene Flugverkehr maßgeblich dafür verantwortlich
war, verzeichnete die Steiermark starke Rückgänge in der Kfz-Industrie
und im Maschinenbau.
Kärnten, Wien, Vorarlberg und Oberösterreich
spüren Krise noch am wenigsten
Am glimpflichsten kam Kärnten
mit -5,7% durch das Corona-Krisenjahr 2020. Das südliche Bundesland
konnte vor allem die Verluste im Tourismus, aber auch in anderen Branchen
wie dem Verkehr und der Herstellung von Waren in Grenzen halten. Auch
in Wien war der reale Rückgang 2020
mit -5,8% gedämpft, denn im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern
ging die Herstellung von Waren nur minimal zurück, wobei Wachstumsimpulse
aus der chemischen Industrie kamen. Mit -54,4% verzeichnete die Bundeshauptstadt
zwar den österreichweit massivsten Absturz der Beherbergung und Gastronomie,
doch weist diese Branche in Wien nicht jene Bedeutung wie in den westlichen
Bundesländern auf. In Vorarlberg sank
das regionale BIP ebenfalls um 5,8%, wobei das westlichste Bundesland
von einem Sondereffekt profitierte: Entgegen dem negativen Österreichtrend
entwickelte sich der Handel in Vorarlberg aufgrund eines international
tätigen Transithändlers sehr dynamisch. In Oberösterreich
ging die Wirtschaft um 5,9% zurück. Das Industriebundesland verzeichnete
zwar starke Einbußen in der Herstellung von Waren, wobei wie in der
Steiermark insbesondere der Maschinenbau und die Kfz-Industrie im Krisenjahr
litten. Die Verluste im Handel und im Verkehr waren jedoch nur unterdurchschnittlich
und vor allem spielen Beherbergung und Gastronomie mit nur 1,8% Anteil
an der gesamten Wertschöpfung in Oberösterreich keine große Rolle.
Auch im Burgenland schrumpfte das BRP
mit -6,3% nicht ganz so stark wie der Österreichschnitt (-6,7%): Einerseits
sank die Beherbergung und Gastronomie um "nur" 32,9% (das
war der zweitkleinste Rückgang nach Kärnten), andererseits konnte
die relativ gute Weinernte das Wachstum in der Landwirtschaft ankurbeln.
Demgegenüber standen jedoch deutliche Verluste in der Herstellung von
Waren.
Beim BRP je Einwohner
verzeichneten im Jahr 2020 alle Bundesländer kräftige reale Rückgänge,
die zwischen -5,8% in Kärnten und -10,6% in Tirol lagen – bei einem
Österreichschnitt von -7,1% (siehe Tabelle 1). Das höchste BRP je Einwohner
zu laufenden Preisen erzielte Wien mit rund 50.400 Euro und überholte
damit Salzburg, das mit rund 49.900 Euro erstmals seit 2016 wieder unter
die Marke von 50.000 Euro je Einwohner fiel. Wie in den Jahren zuvor
lagen die östlichen und südlichen Bundesländer unter dem Österreichwert
von 42.500 Euro (siehe Kartogramm).
Niederösterreich überholt Vorarlberg beim
Pro-Kopf-Einkommen
Die privaten Haushalte in Niederösterreich konnten
erstmals seit 2012 wieder das höchste verfügbare Einkommen pro Kopf
mit 24.900 Euro verzeichnen und Vorarlberg mit 24.800 Euro knapp an der
Spitze ablösen (siehe Tabelle 2). Dies war auf ein leichtes Wachstum
des Arbeitnehmerentgelts in Niederösterreich zurückzuführen, während
es in Vorarlberg sank. Auch beim Selbständigeneinkommen waren die Rückgänge
der niederösterreichischen Haushalte geringer. Es folgten
das Burgenland mit 24.600 Euro und Salzburg mit 24.200 Euro. Über dem
Österreichschnitt von 23.700 Euro finden sich die Pro-Kopf-Einkommen
der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher mit 24.100 Euro. Die
Steiermark und Tirol lagen beim verfügbaren Einkommen je Einwohner
mit 23.600 Euro und 23.400 Euro leicht unter dem Österreichschnitt.
Unterdurchschnittliche Einkommen verzeichneten die
privaten Haushalte in Kärnten mit 23.200 Euro pro Kopf. Die Bundeshauptstadt
Wien wies mit 22.200 Euro wie in den Vorjahren das niedrigste verfügbare
Einkommen pro Kopf auf. Im Gegensatz zum BRP, das auf den Arbeitsort
abzielt, wird das verfügbare Einkommen nach dem Wohnort ausgewiesen.
Regional tiefer gegliederte Ergebnisse 2019
Für die Jahre 2000 bis 2019 gibt es regional tiefer
gegliederte Ergebnisse für die 35 NUTS-3-Regionen
Österreichs. Es stehen Bruttoregionalprodukt bzw. Bruttowertschöpfung
und Beschäftigung zur Verfügung. Beim Bruttoregionalprodukt je Einwohner
2019 lag die Landeshauptstadtregion Salzburg und Umgebung mit einem
BRP je Einwohner in der Höhe von 57.400 Euro vor Linz-Wels (56.100 Euro)
und Wiener Umland/Südteil (53.700 Euro).
Die vollständigen Ergebnisse für alle NUTS-3-Regionen
und weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite.
Interaktive Karten und Diagramme zum BRP
je Einwohner sowie zum verfügbaren
Einkommen der privaten Haushalte stehen im STATatlas zur Verfügung.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: In den Regionalen Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen von Statistik Austria werden jährlich Berechnungen
zu volkswirtschaftlichen Aggregaten nach Bundesländern (NUTS-2-Regionen)
und nach NUTS-3-Regionen entsprechend den Konzepten des ESVG 2010 erstellt
(nähere Informationen zu NUTS finden sie auf unserer Webseite).
Das Bruttoregionalprodukt (BRP) ist
die regionale Entsprechung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Bei der Betrachtung
der BRP Pro-Kopf-Werte ist generell zu beachten, dass sich das Bruttoregionalprodukt
auf den Ort der Leistungserstellung (Arbeitsort) bezieht, während die
dazu in Relation gesetzten Einwohnerzahlen auf den Wohnort bezogen sind;
d. h., dass regionsüberschreitende Pendlerströme unberücksichtigt
bleiben.
Erwerbstätige umfassen Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen (unselbständig Beschäftigte) sowie Selbständige.
Die regionale Zuordnung erfolgt am Arbeitsort.
Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte
in den Bundesländern bildet die Umverteilung des (Primär-)Einkommens
durch monetäre Transfers (Einkommen- und Vermögenssteuern, Sozialbeiträge,
monetäre Sozialleistungen, sonstige laufende Transfers) ab (nähere
Informationen finden Sie auf unserer Webseite).
Im Gegensatz zum regionalen Bruttoinlandsprodukt messen die Konten der
privaten Haushalte das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte
in jener Region, in der sie ihren Wohnsitz haben.
Bundesland | BRP
2020 | BRP
je Einwohner 2020 | Erwerbstätige
(Jobs) 2020 |
---|
nominell | reale
Veränderung | nominell | reale
Veränderung |
---|
in
Mio. € | in
% zum VJ | in
€ | in
% zum VJ | Anzahl | Veränderung
in % zum VJ |
---|
Österreich | 379.321 | -6,7 | 42.500 | -7,1 | 4.725.300 | -1,9 |
---|
Burgenland | 8.921 | -6,3 | 30.200 | -6,7 | 131.100 | -1,5 |
---|
Niederösterreich | 59.525 | -7,1 | 35.300 | -7,5 | 777.100 | -1,5 |
---|
Wien | 96.594 | -5,8 | 50.400 | -6,4 | 1.090.800 | -1,6 |
---|
Kärnten | 20.697 | -5,7 | 36.900 | -5,8 | 278.100 | -2,3 |
---|
Steiermark | 48.594 | -7,1 | 39.000 | -7,3 | 668.000 | -1,8 |
---|
Oberösterreich | 65.240 | -5,9 | 43.700 | -6,4 | 813.700 | -1,5 |
---|
Salzburg | 27.946 | -7,9 | 49.900 | -8,4 | 330.900 | -2,8 |
---|
Tirol | 33.454 | -10,2 | 44.100 | -10,6 | 428.000 | -3,2 |
---|
Vorarlberg | 18.205 | -5,8 | 45.700 | -6,4 | 206.800 | -1,8 |
---|
Extra-Regio1) | 144 | 3,6 | . | . | 700 | -4,8 |
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|
Bundesland | Verfügbares
Einkommen 2020, nominell | Verfügbares
Einkommen je Einwohner 2020 | Anteil
am österr. verfügbaren Einkommen 2020 | Anteil
an der Wohnbevölkerung 2020 |
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in
Mio. € | Veränderung
in % zum VJ | in
€ | in
% | in
% |
---|
Österreich | 211.337 | -1,1 | 23.700 | 100,0 | 100,0 |
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Burgenland | 7.270 | -0,4 | 24.600 | 3,4 | 3,3 |
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Niederösterreich | 41.973 | -0,7 | 24.900 | 19,9 | 18,9 |
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Wien | 42.439 | -1,2 | 22.200 | 20,1 | 21,5 |
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Kärnten | 13.043 | -1,3 | 23.200 | 6,2 | 6,3 |
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Steiermark | 29.453 | -1,2 | 23.600 | 13,9 | 14,0 |
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Oberösterreich | 35.922 | -1,2 | 24.100 | 17,0 | 16,7 |
---|
Salzburg | 13.549 | -1,5 | 24.200 | 6,4 | 6,3 |
---|
Tirol | 17.794 | -1,3 | 23.400 | 8,4 | 8,5 |
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Vorarlberg | 9.893 | -0,9 | 24.800 | 4,7 | 4,5 |
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Letzte Änderung am 15.12.2021