Pressemitteilung:
Erwerbspersonenprognose: Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung sinkt
Wien, 2021
"Der Arbeitsmarkt wird zunehmend älter und weiblicher. Verantwortlich dafür ist eine steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen und Personen an der Schwelle zum Pensionsalter, die dem Rückgang der 15- bis 64-jährigen Bevölkerung entgegenwirkt. Allerdings sinkt der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung, und zwar von 51,8% im Jahr 2019 auf 47,3% im Jahr 2050. Zudem verändert sich das Verhältnis der Erwerbspersonen zu jenen im Pensionsalter erheblich: Während heute auf eine Person im Pensionsalter noch drei Erwerbspersonen kommen, werden es bereits 2040 nur noch zwei sein. Das wird umlagefinanzierte Sicherungssysteme, wie Pensionen oder Gesundheit, unter Finanzierungsdruck setzen", erklärt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Prognosevarianten reichen von 4,35 bis 4,68 Mio. Erwerbspersonen bis 2050
Bliebe die alters- und geschlechtsspezifische Erwerbsbeteiligung konstant auf dem Niveau von 2019, so wäre bis dahin mit einem Rückgang um 5,4% auf 4,35 Mio. Erwerbspersonen zu rechnen. Bei einer etwas stärkeren Ausschöpfung des Erwerbspotenzials (Aktivierungsvariante) wäre bis 2050 ein leichter Zuwachs um 1,8% auf 4,68 Mio. Erwerbspersonen möglich.
2020 Corona-bedingt geringfügig weniger Erwerbspersonen als 2019
Auf Basis der rezenten Trends wäre im vergangenen
Jahr 2020 noch mit einem geringfügigen Anstieg an Erwerbspersonen zu
rechnen gewesen. Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown
führten jedoch zu einem Einbruch am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten
ist gegenüber dem Vorjahr gesunken, die Arbeitslosigkeit stieg hingegen
deutlich. Nach den Schätzungen für die vorliegende Prognose dürfte
die Zahl aller Erwerbspersonen im Jahresdurchschnitt 2020 mit 4,59 Mio.
um rund
Stärker besetzte Jahrgänge rücken ins höhere Erwerbsalter nach
Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und der langfristigen
Trends bei der Erwerbsbeteiligung ist für die konstant bleibende Zahl
an Erwerbspersonen ausnahmslos die Altersgruppe der 55- und Mehrjährigen
verantwortlich. Dabei handelt es sich um die starken Babyboom-Jahrgänge
der 1960er-Jahre. Hier steigt die Zahl der am Arbeitsmarkt aktiven Personen
bis 2050 um ein knappes Viertel
Langfristig werden knapp vier von fünf Personen zwischen 15 und 64 Jahren am Arbeitsmarkt aktiv sein
Der Anteil der Frauen an den Erwerbspersonen lag 2019 bei 46,6% und wird bis 2040 auf 47,1% anwachsen. Dafür ist die steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen im Haupterwerbsalter sowie im Alter von 55 bis 64 Jahren verantwortlich. Die allgemeine Erwerbsquote der 15- bis 64-jährigen Bevölkerung lag 2019 bei 76,8%. Die erwartbaren Veränderungen in der altersspezifischen Erwerbsbeteiligung lassen die allgemeine Erwerbsquote bis zum Jahr 2040 auf 78,6% steigen.
Stärkere Zuwächse an Erwerbspersonen in Wien, in Kärnten ist ein Rückgang zu erwarten
Die Bundeshauptstadt Wien hat das stärkste Bevölkerungswachstum aller Bundesländer zu erwarten. Infolge der Zuwanderung wird hier die Bevölkerung im Erwerbsalter im Gegensatz zu den übrigen Bundesländern deutlich zunehmen. Demnach steigt hier die Zahl der Erwerbspersonen bis 2050 um 8,7% und bis 2080 schließlich um 11,8%. Ab dem Jahr 2022 werden in Wien mehr als 1 Mio. Erwerbspersonen wohnhaft sein. In allen anderen Bundesländern sinkt oder stagniert künftig die Zahl der Erwerbspersonen (Tabelle 2).
Kärnten hat mit einer schrumpfenden Bevölkerung, insbesondere im Erwerbsalter, zu rechnen. Die steigende Erwerbsbeteiligung kann hier die Rückgänge in der Basisbevölkerung nicht kompensieren. Demnach sinkt im südlichsten Bundesland Österreichs die Zahl der Erwerbspersonen am stärksten, und zwar bis 2050 um 14,4% und bis 2080 schließlich um 17,7%. In der Steiermark geht die Zahl der Erwerbspersonen bis 2050 um 7,1% und bis 2080 um 8,4% zurück. Das Bundesland Salzburg hat bis 2050 einen Rückgang von 4,5% und bis 2080 um 5,5% zu erwarten. Im Burgenland beträgt das Minus bis zum Jahr 2050 prognostizierte 3,5%, im Jahr 2080 wird dort die Zahl der Erwerbspersonen um 2,2% niedriger sein als 2019, dem Basisjahr der vorliegenden Prognose.
Nach kurzfristig geringfügigen Zuwächsen wird die
Zahl der Erwerbspersonen in Vorarlberg
2050 um 2,8% und 2080 schließlich um 3,7% niedriger sein als 2019.
In Tirol bleibt die Zahl der Erwerbspersonen
vorerst noch konstant, sinkt aber bis 2050 um 2,3% und bis 2080 um 3,0%.
Der Rückgang in Oberösterreich beträgt
bis 2050 2,1% und bis 2080 2,2%. In Niederösterreich
bleibt die vorausgeschätzte Zahl der Erwerbspersonen über den gesamten
Projektionszeitraum relativ konstant (2050:
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zur Prognose, finden Sie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Die Erwerbsprognose basiert auf einer
Extrapolation von alters- und geschlechtsspezifischen Erwerbsquoten
nach fünfjährigen Altersgruppen. Multipliziert mit der Hauptvariante
der aktuellen Bevölkerungsprognose ergibt dies die vorausgeschätzten
Zahlen der Erwerbspersonen.
Die zugrundeliegenden Erwerbsquoten basieren auf dem ILO-Konzept (ILO:
International Labour Organisation), und beinhalten somit alle Personen,
die zumindest eine Stunde in der Woche gegen Bezahlung oder als Selbständige
bzw. mithelfende Familienangehörige arbeiten oder arbeitslos sind.
Präsenz- und Zivildiener gelten auch als erwerbstätig. Die Erwerbsquoten
sind auf Österreichebene aus den Jahresdurchschnittswerten der Erwerbspersonen
gemäß Arbeitskräfteerhebung/Mikrozensus seit dem Jahr 2004 abgeleitet.
Die Abgestimmte Erwerbsstatistik (AEST) wird zur Zuschätzung von Erwerbspersonen
in Anstaltshaushalten herangezogen. Die Disaggregation nach Bundesländern
basiert auf den regionalen Niveauunterschieden der Erwerbsquoten gemäß
AEST.
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Alexander HANIKA, Tel.:
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