Pressemitteilung:
Knapp ein Viertel der Bevölkerung in Österreich hat Migrationshintergrund
Wien, 2021
"Österreichs Bevölkerung wächst aktuell allein durch internationale Zuwanderung, ohne sie würde die Einwohnerzahl laut Bevölkerungsprognose langfristig auf das Niveau der 1950er Jahre schrumpfen. In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund kontinuierlich von 18,5% auf 24,4% gestiegen. Viele von ihnen sind dabei nicht nur äußerlich angekommen. So fühlen sich beispielsweise rund 90% der in Österreich lebenden Menschen aus Afghanistan, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Syrien, Tschetschenien und der Türkei hierzulande völlig oder zumindest eher heimisch", sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
40% der Zugewanderten in Österreich stammen aus anderen EU-Staaten, 60% aus Drittstaaten
Corona-bedingt steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Erwerbsbeteiligung
Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Corona-Jahr 2020
waren ausländische Staatsangehörige stärker betroffen als Österreicherinnen
und Österreicher. Die Gesamtarbeitslosenquote (nationale Definition)
erhöhte sich im Jahr 2020 auf 9,9%
Im Gegenzug reduzierte sich die Erwerbstätigenquote von 73,6% auf 72,4%. Unter ausländischen Staatsangehörigen war der Rückgang mit 1,7 Prozentpunkten stärker als für Österreicherinnen und Österreicher (0,9 Prozentpunkte). Bei Staatsangehörigen aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak sank die Erwerbsbeteiligung um 4,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, bei Angehörigen sonstiger Drittstaaten um 4,4 Prozentpunkte und bei türkischen Staatsangehörigen um 4 Prozentpunkte. Einzig bei Personen aus den EU-Staaten vor 2004, EFTA-Staaten bzw. dem Vereinigten Königreich (GB) sowie den EU-Beitrittsstaaten 2004 war die Abnahme zwischen 2019 und 2020 etwas geringer als bei den inländischen Erwerbstätigen.
Große Unterschiede in der Bildungsstruktur je nach Herkunft der Migrantinnen und Migranten
Die Chancen am Arbeitsmarkt hängen in hohem Ausmaß vom vorhandenen Qualifikationsniveau ab. Insgesamt konzentrierte sich die Bildungsstruktur von in Österreich lebenden Personen mit Migrationshintergrund stärker an den Rändern der Bildungsskala. Hatten 2020 nur 9% der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund im Alter von 25 bis 64 Jahren höchstens die Pflichtschule abgeschlossen, lag dieser Anteil bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei 25%. Hohe Anteile an Personen mit nur Pflichtschulbildung gab es vor allem bei Zugewanderten aus Drittstaaten (Türkei: 55%, ehemaliges Jugoslawien außerhalb der EU: 28% sowie sonstige Drittstaaten: 32%).
Andererseits waren Personen mit Migrationshintergrund aber auch bei höheren Bildungsabschlüssen leicht überrepräsentiert. Hatten 2020 20% der 25- bis 64-Jährigen ohne Migrationshintergrund einen akademischen Abschluss, traf dies auf 23% aller Gleichaltrigen mit Migrationshintergrund zu. Vor allem Personen aus den EU-Staaten vor 2004, den EFTA-Staaten bzw. dem Vereinigten Königreich (GB) wiesen einen besonders hohen Akademikeranteil (47%) auf, ebenso wie aus der heterogenen Gruppe der sonstigen Drittstaaten (31%), die auch Amerika, Afrika, Asien und Australien umfasst.
Zugewanderte fühlen sich überwiegend heimisch in Österreich
Das Statistische Jahrbuch bildet auch subjektive Einschätzungen
zum Integrationsklima ab. Im Jahr 2021 wurde die zugrundeliegende Integrationsbefragung
erstmals von Statistik Austria durchgeführt. Befragt wurden
Zugewanderte aus den sechs betrachteten Herkunftsländern fühlen sich in sehr großem Ausmaß in Österreich heimisch. Unter den in Bosnien und Herzegowina, Serbien oder der Türkei geborenen Personen gaben 86% an, dies "eher" oder "völlig" zu tun. Bei Zugewanderten aus Afghanistan, Syrien oder Tschetschenien waren es mit 90% noch mehr. "Überhaupt nicht heimisch" fühlt sich in beiden Gruppen nur eine kleine Minderheit von jeweils 2% (siehe Grafik).
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen finden Sie im Statistischen Jahrbuch für Migration & Integration 2021.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Das Statistische Jahrbuch für Migration &
Integration erscheint in der vorliegenden Form zum zwölften Mal. Neben
aktuellen Daten und Fakten rund um die Themen Migration und Integration
sind darin auch 25 im nationalen Aktionsplan für Integration definierte
Indikatoren zur Beurteilung von Integrationsprozessen enthalten –
von demographischen Aspekten über die sozioökonomische Situation bis
zum Thema Sicherheit. Durch das Einbeziehen unterschiedlicher Quellen
sowie durch Anreicherung von vorhandenen Daten konnten quer über alle
Statistikbereiche aussagekräftige Informationen zusammengetragen werden.
Die Zahlen zum Migrationshintergrund
sowie zu den Erwerbstätigen wurden
aus einer Stichprobenerhebung (Mikrozensus)
hochgerechnet. Sie unterliegen daher einer statistischen Schwankungsbreite.
Aus diesem Grund werden nur gerundete Ergebnisse
dargestellt.
Migrationshintergrund haben jene Personen,
deren Eltern beide im Ausland geboren wurden. Personen mit nur einem
in Österreich geborenen Elternteil haben dieser Definition folgend
keinen Migrationshintergrund. Für die Zuordnung des Herkunftslandes
ist das Geburtsland der Mutter ausschlaggebend.
Die Erwerbstätigenquote stellt den
Anteil der erwerbstätigen Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren in
Prozent der Bevölkerung gleichen Alters dar. Als erwerbstätig
gilt nach ILO-Definition, wer zum Zeitpunkt der Befragung mindestens
eine Stunde pro Woche gearbeitet hat bzw. nur aufgrund von Urlaub, Krankheit
etc. nicht gearbeitet hat. Personen in Elternkarenz sowie Lehrlinge
gelten ebenfalls als erwerbstätig, nicht aber Präsenz- und Zivildiener.
Die Arbeitslosenquote nach nationaler
Definition bezieht die zu den jeweiligen Monatsenden beim AMS
als arbeitssuchend gemeldeten Personen auf den Arbeitslosenbestand sowie
die unselbständig beschäftigten Personen laut Dachverband der Sozialversicherungsträger.
Die Integrationsbefragung wurde als
Stichprobenerhebung durchgeführt und anschließend auf den Bevölkerungsstand
hochgerechnet. Die Ergebnisse unterliegen daher einer statistischen
Schwankungsbreite und werden deshalb nur in Form von Verteilungen dargestellt.
Ein Vergleich zu den Erhebungen vergangener Jahre ist nicht möglich,
da sich das Stichprobendesign (geschichtete Zufallsstichprobe) sowie
die Erhebungsmethode (Onlinebefragung) geändert haben. Die Stichproben
wurden nach dem Geburtsland gezogen, d. h. bei den Zugewanderten wurden
in ausgewählten Ländern geborene Personen befragt. Zugewanderte der
zweiten Generation waren dagegen ausschließlich in der Stichprobe der
in Österreich Geborenen enthalten.
Drittstaaten: Alle Staaten außer EU-Staaten,
mit der EU assoziierte Kleinstaaten, EFTA-Staaten sowie das Vereinigte
Königreich (GB).
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Dr. Stephan MARIK-LEBECK, Tel.:
Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber:
Bundesanstalt Statistik Österreich
1110 Wien, Guglgasse 13, Tel.:
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